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Eine internationale Freundschaft

Wiedersehen in Budapest (Foto von Marit Amelung)
Wiedersehen in Budapest (Foto von Marit Amelung)

Es ist Ostern und wir verbringen ein paar herrliche Tage in Graz. Wir entdecken das Grazer Nachtleben und schauen uns den berühmten Uhrturm an. Wir, das sind zwei deutsche Studentinnen und eine Ungarin. Warum sind wir jetzt hier und wie haben unsere Wege uns hierhin zusammen geführt?

Wir haben uns 2008 beim Schüleraustausch zwischen der Alexander-von-Humboldt Schule aus Neumünster und dem Dobó Istvan Gymnasium aus Eger kennen gelernt. Es war so spannend, als wir uns für das Programm angemeldet haben, und nicht wussten, wer unser Austauschpartner sein würde.  Was würde sein, wenn wir uns nicht mögen? Können die Ungarn überhaupt Deutsch sprechen? Und ist Gesa ein Junge oder ein Mädchen?

Alle diese Sorgen haben sich in Luft aufgelöst, denn wir haben uns prima verstanden. Die Zwillingsschwestern Marit und Gesa (zum Glück ein Mädchen) hatten Flóra und Mikes zu Besuch. Wir haben zusammen eine wunderbare Zeit verbracht mit vielen Ausflügen wie etwa zum Wattenmeer oder nach Lübeck. Im Herbst desselben Jahres sind die deutschen Schüler dann endlich nach Ungarn gefahren, um diese Kultur ein bisschen besser kennen zu lernen. Für beide Seiten war es sehr spannend zum ersten Mal alleine in einer fremden Familie in einem fremden Land zu wohnen. Auch wenn Kommunikation manchmal nur mit Händen und Füßen funktioniert hat, haben wir gelernt, dass man sich trotzdem verstehen kann.

Im kommenden Frühling war Flóra wieder bei uns. Dieses Mal hatte Marit eine neue Gastschülerin, Fruzsina, zu Besuch. Am Ende haben wir sehr geweint, weil wir nicht gewusst haben, ob wir uns jemals wieder sehen würden. Wir wussten, dass Gesa und Marit nicht noch einmal nach Ungarn fahren konnten, da sie das elfte Schuljahr in den USA verbringen würden.  Flóra hingegen ist im darauf folgenden Jahr ein drittes Mal nach Deutschland gefahren.

Doch zum Glück gibt es das Internet und wir haben einander nicht aus den Augen verloren. Nach ihrem Abitur 2012 ist Flóra das erste Mal zurück nach Deutschland geflogen, um Verwandte in Lüneburg zu besuchen. Diese Gelegenheit haben wir genutzt und ein Wiedersehen in Hamburg arrangiert. Wir haben uns sofort wieder so gut verstanden, wie drei Jahre zuvor. Hamburg ist unser Treffpunkt geblieben, weil wir uns 2014 dort wieder getroffen haben. Dieses Mal hatte Flóra ihre Schwester Sára im Gepäck, die auch schon an dem Austausch teilgenommen hat.

Mittlerweile studiert Gesa in Landau in der Pfalz, Marit in Hannover und Flóra macht ihr Erasmuspraktikum in Graz, aber wir haben schon lange geplant, dass wir uns in Ungarn wieder sehen möchten. Bei drei Terminkalendern ist es schwierig ein Datum zu finden, aber schließlich hat es geklappt. Bei einem sehr spontanen Treffen in Stuttgart haben Gesa und Flóra schon die Reise geplant.

Die Zwillinge sind endlich am 24. März 2016 in Budapest angekommen, wo wir bei Sára zwei großartige Tage verbracht haben. Eine tolle Überraschung war, dass wir auch Ádám, einen Freund aus dem Schüleraustausch, zum ersten Mal seit sieben Jahren wieder gesehen haben, denn er wohnt auch in Ungarns Hauptstadt. Er hat uns sogar zu sich Hause eingeladen, um zusammen Palatschinken zu backen. Schließlich geht unsere Reise weiter. Auf der Durchreise nach Graz haben wir einen Stop in Győr eingelegt, wo Flóra ihr Bachelorstudium absolviert hat. Nun sind wir noch fünf Tage in Graz.

Wir sitzen jetzt zu dritt auf Flóras Bett in ihrer WG und schreiben diesen Artikel. Uns überkommt immer wieder die Nostalgie, wir lachen zusammen und erinnern uns an gemeinsam Erlebtes. Wir merken, dass uns viel mehr verbindet, als nur der Schüleraustausch.

Was raten wir der nächsten Generation? Ihr könnt schon als Schüler anfangen, die Welt zu entdecken und Abenteuer zu erleben. In einer vorerst fremden Familie zu wohnen und so viel Gastfreundschaft zu erfahren, ist eine bereichernde Erfahrung, die dir niemand mehr nehmen kann. Der Austausch zeigt, es ist egal wohin du fährst, du kannst dich überall zuhause fühlen und Freunde fürs Leben finden.

Graz, den 29. März 2016

Gesa Amelung, Marit Amelung, Flóra Bodrogi

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