Studieren in Luzern: Erfahrungsbericht 2025
Mein Name ist Isabella, ich bin 23 Jahre alt und habe im Sommersemester 2025 mein Auslandssemester in Luzern verbracht. In dieser Zeit durfte ich nicht nur die Pädagogische Hochschule Luzern kennenlernen, sondern auch die atemberaubende Natur der Schweiz, neue Menschen und viele spannende Erfahrungen machen.

Universität
In Luzern gibt es drei große Hochschulen: die Universität Luzern (UniLU), die Pädagogische Hochschule Luzern (PHLU) und die Hochschule Luzern (HSLU). Die UniLU und die PHLU teilen sich ein Hauptgebäude mit Mensa, Bibliothek und vielen Räumlichkeiten – darunter auch Sporträume für Uni-Sportkurse.
Die PHLU hat mehrere Standorte. Als Austauschstudent*in ist man meist im Hauptgebäude oder am Standort Sentimatt. Ich selbst hatte zusätzlich eine Sport-Lehrveranstaltung (LV) in der Allmend und eine Bildnerische Gestaltung (BG) in Sagenmatt.
Besonders praktisch: Die PHLU arbeitet mit einem Modulsystem. Man bekommt also einen fixen Stundenplan zugeteilt und muss sich nicht selbst um Plätze bemühen. Ein typischer voller Unitag sieht so aus:
- 8:15–9:45 LV
- 10:15–11:45 LV
- 11:45–13:15 Mittagspause
- 13:15–14:45 LV
- 15:15–16:45 LV
Später als 16:45 hatte ich nie Uni. Zwischen den LVs liegen jeweils 30 Minuten Pause, sodass man auch zwischen Standorten wechseln kann. Manche LVs sind geblockt (z. B. 13:15–16:45).
Für Austauschstudent*innen gibt es rund sechs Pflicht-Lehrveranstaltungen. Darüber hinaus kann man frei wählen – und als deutschsprachige Person auch an regulären Kursen teilnehmen. Das fand ich besonders toll, da die Dozierenden sehr kompetent sind.
Die Gruppengröße variiert: In Austausch-Pflichtkursen waren wir etwa elf Studierende, in regulären Kursen rund 25.
Praxis
Es besteht die Möglichkeit, ein Unterrichtspraktikum zu absolvieren. Dabei handelt es sich um ein Halbtagespraktikum, das wöchentlich an einem Vormittag mit vier Unterrichtseinheiten stattfindet.
Meine Mentorin war sehr herzlich, und auch die Schüler*innen begegneten mir neugierig. Begleitend besuchte ich eine passende LV, die ich als äußerst bereichernd empfand.
Unterkunft

Die Bewerbungsfrist der PHSt endete bei mir im Jänner 2024, die PHLU informiert sehr früh über die Zulassung – vor allem fürs Sommersemester (im drauffolgenden Jahr) weiß man also schon recht bald Bescheid.
Jedes Semester sind drei Wohnplätze im Studentenhaus Luzern (Schweizerhausstrasse 4) für Austauschstudierende reserviert. Es gibt einen Garten, eine Dachterrasse, eine Gemeinschaftsküche, ein Esszimmer, ein Wohnzimmer sowie individuelle Einzelzimmer. Die Lage ist unschlagbar, das Heim sehr beliebt. Es gilt: Der frühe Vogel fängt den Wurm.
Ich hatte ein Zimmer im Dachgeschoss und zahlte 530 CHF im Monat. Da die Zimmer sehr verwinkelt und einzigartig sind, lässt sich die Größe schwer angeben. Aber: Ich habe mich dort unglaublich wohlgefühlt.
Alternative Wohnmöglichkeiten: Eichhof, Universe 9 in Hergiswil, private Wohnungssuche
Achtung: 700 CHF für ein Zimmer ist immer noch preiswert!
Lebenskosten
Die Schweiz ist bekannt für hohe Preise. Dank Förderungen und zusätzliche Unterstützung der PHLU bin ich aber nicht sehr weit ins finanzielle Minus gerutscht.
Ein paar Beispiele:
- Kaffee im Café: ca. 5 CHF
- Nüsse (Packung): ca. 4 CHF
- Softdrinks (0,5 l): 1–2 CHF
- Tomaten (300 g): 4–5 CHF
- Reis und Grundnahrungsmittel: teils günstiger als in Österreich
Da meine Miete vergleichsweise niedrig war, hatte ich mehr Geld für Freizeitaktivitäten übrig.
Öffentlicher Verkehr (SBB)
Die SBB (Schweizer Bundesbahnen) ist das Pendant zur ÖBB. Das Netz ist hervorragend ausgebaut, die Züge fahren häufig – und man erreicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln fast jeden Bergfuß. Perfekt also für Wanderungen, Trailrunning oder Mountainbiking, auch ohne Auto.
Allerdings ist das Bahnfahren teuer. Das SBB-Halbtax (vergleichbar mit der ÖBB-Vorteilskarte) hat mich 120 CHF gekostet – und lohnt sich definitiv. Beispiel: Luzern–Zürich hin und retour kostet ohne Halbtax rund 60 CHF, mit Halbtax etwa 30 CHF.
Berge

Luzern ist umgeben von Bergen. Der Hausberg ist der Pilatus. Das nächstgelegene Skigebiet befindet sich in Engelberg (Kanton Obwalden).
Für meine Touren habe ich die Apps Swisstopo und Schweizmobil genutzt. Beide sind kostenlos, sehr detailliert und bieten Funktionen wie Höhenprofile, Tourenplanung und -aufzeichnung, Schneehöhen oder ÖV-Haltestellen mit Fahrplan.
Mein liebster „Kurztrip-Berg“ war das Buochserhorn: Vom Bahnhof Luzern in ca. 30 Minuten mit dem Zug erreichbar, dann 8 Minuten Gondel, und schon startet die Wanderung. Der Aufstieg ist tendenziell steil, aber machbar. Da es oben keine Gondelstation gibt, trifft man dort fast ausschließlich andere Wanderer – und im Sommer sogar Kühe. Der Ausblick auf den See ist genial. Wer seine Wanderung verlängern will, kann dann noch zur Musenalp aufsteigen – dort gibt es aber eine Gondelbergstation.
Weitere Empfehlungen: Wirzweli, Bürgenstock, Bannalpsee, 4-Seen-Tour, Eigenthal bis Fräkmüntegg, Walenpfad, Stoos.

Kultur & Soziales
Wer nach Luzern kommt, sucht meist nicht das Partysemester, sondern eher die Nähe zu Natur und Seen. Zwar gibt es einige Clubs und Bars, aber im Vergleich zu Graz ist das Nachtleben kleiner – vor allem, weil viele Schweizer pendeln und den letzten Zug erwischen müssen.
Städtetrips sind von Luzern aus sehr gut machbar. Ich war z. B. in Thun, Bern, Zürich, Lausanne, Basel, Locarno, Lugano und Bellinzona.
Es gibt auch ESN Luzern, das Events für Austauschstudierende organisiert. Mir persönlich hat das weniger zugesagt, aber viele Auslandsstudierende der HSLU waren dort dabei. Meine engsten Kontakte entstanden im Studentenhaus, wo ich gewohnt habe.
Bekannte Clubs in Luzern: Schwarzes Schaf, Bar 59, Rok.
Bekannte Bars: Matrix, Parterre, Baloo (Studentencafé und Bar direkt neben der Uni).
Resümee
Luzern ist perfekt für alle, die:
- Natur und Berge lieben,
- sich gerne sportlich betätigen,
- auch mal alleine gut zurechtkommen,
- Schweizerdeutsch kennenlernen wollen.
Wer allerdings hauptsächlich Party, sehr viele Kontakte oder ein günstiges Leben sucht, ist in Städten wie Barcelona, Valencia oder Trondheim vermutlich besser aufgehoben.
Photos & Text: Isabella Wittek
