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Erasmus+ Erfahrungsbericht: Huelva

Foto: Anna Mauerhofer

Voller Vorfreude und auch wenig aufgeregt startete ich im September 2022 mein
Auslandsemester in Huelva. Ich kam zuerst in Sevilla an und verbrachte dort ein
paar Tage in einem Hostel. Ich verliebte mich sofort in diese Stadt und es half
mir
dabei meine Unsicherheiten abzulegen. Ich hatte somit keine Scheu mehr, neue
Menschen aus allen Ecken der Welt kennenzulernen. Optimistisch machte ich
mich mit dem Bus auf den Weg nach Huelva und kam nach einer Stunde Busfahrt
in meiner Wohngemeinschaft an. Dort erwarteten mich schon zwei Italienerin und
eine Deutsche. Ich fühlte mich von Anfang an mit ihnen wohl. Ich war sehr
zufrieden mit der Wahl meiner Wohnung, nicht nur wegen den Personen, die dort
lebten, sondern auch die zentrale Lage der Wohnung. Supermarkt und Co konnte
ich ohne Probleme von dort aus in ein paar Minuten erreichen. Somit empfehle
ich eine Wohnung im Stadtzentrum zu nehmen. Wenn möglich empfehle ich auch,
schon vor Antritt der Reise nach einer Wohnung zu suchen, da viele meiner
StudienkollegInnen es schwer hatten eine passende Wohnung rechtzeitig vor
Studienbeginn zu finden.

Zu meinen ersten Tagen in Huelva: Ich lebte mich sehr schnell ein, was auch
daran lag, dass ich mich sehr gut mit meinen WG- Kolleginnen verstanden habe.
Wobei ich erwähnen muss, dass ich zuvor nicht wirklich wusste, wie es sein
wird in einer Wohngemeinschaft mit 5 unterschiedlichen Personen und noch
dazu mit anderen Nationalitäten, zu wohnen. Doch bis heute wünsche ich mir
genau mit diesen Personen am gemeinsamen Küchentisch jeden Abend zu sitzen
und die gemeinsamen Erlebnisse wieder aufleben zu lassen. An was ich mich
jedoch gewöhnen musste und mir auch ein wenig meine Energie raubte, war der
andere Tagesrhythmus, der in Spanien herrscht. Sehr spät essen und sehr spät
schlafen gehen, war und bleibt für mich sehr ungewohnt. Dennoch fand ich auch
hier meine Routine und genoss es auch manchmal, dass so manches einfach ein
wenig langsamer und später ist.

Meine Erfahrungen zum Studienstart und zu dem generellen Studieren an der
Universität Huelva: In der ersten Woche fand eine Infoveranstaltung statt, wo
einem genau erklärt wurde, wie man sich zu den unterschiedlichen Kursen
anmelden sollte. Dies war grundsätzlich sehr hilfreich, aber leider erwies sich
das Zusammenstellen des Stundenplans sehr mühsam und chaotisch, da die
Kurspläne sich immer wieder veränderten. Oft waren die Informationen zu den
Kursen nicht korrekt. Hier ist es besonders wichtig Geduld zu bewahren und ein
kleiner Tipp, es ist besser die Professoren gleich direkt per Mail zu
kontaktieren
und nach dem genauen Kursplänen zu fragen. Am Ende hin war ich aber
grundsätzlich sehr zufrieden mit der Wahl meiner Kurse. Dabei entschloss ich
mich von meinen 5 Kursen auch für zwei Kurse aus Wissensbereich der
Soziologie. Diese beiden Kurse haben mir in vielerlei Hinsicht andere
Perspektiven auf unterschiedliche Gesellschaften und Politik gegeben. Somit
kann ich nur empfehlen, im Auslandssemester auch einmal etwas Anderes.

auszuprobieren. Weiters nutzte ich auch außerordentliche Kurse aus dem
Sportprogramm der Universität. Somit belegte ich Kurse, um das Flamenco
Tanzen auszuprobieren oder das Padel Spiel kennenzulernen, eine sehr beliebte
Sportart in Spanien. Hierbei musste ich nur einen geringen Beitrag bezahlen und
konnte jeweils zwei Stunden pro Woche, diese Kurse absolvieren. Von dem
Spanisch Unterricht an der Universität war ich enttäuscht, da der Unterricht
nicht sehr abwechslungsreich gestaltet wurde. Dennoch ist Huelva ein guter Ort,
um seine Sprachkenntnisse in Spanisch zu verbessern, denn viele Menschen in
der Stadt und auch an der Universität sprechen nur sehr wenig Englisch.
Nun zu meinen Erfahrungen zum generellen Leben in Huelva. Die Stadt ist an
sich sehr klein somit gut überschaubar. Ich konnte mit meinem Fahrrad, dass ich
vor Ort gekauft habe, alles ohne Probleme erreichen. Außer den Strand, was sich
für mich sehr enttäuschend erwies, denn leider wurde genau zu dieser Zeit die
Brücke mit dem Fahrradweg dorthin renoviert. Dennoch gab es eine passende
Alternative mit dem Bus, der stündlich von der Busstation in Huelva abfuhr.
Aufgrund dessen, dass sich das ESN in Huelva aufgelöst hat, gab es zwei
Erasmusorganisationen. Dadurch dass es zwei Organisationen gab, standen fast
jeden Tag unterschiedliche Aktivtäten zur Verfügung. Wobei ich sagen muss,
dass sich viele der Aktivitäten, um das Party machen drehten. Was mich zu
Beginn nicht sonderlich störte, doch mit der Zeit wünschte ich mir auch etwas
Anderes, wie zum Beispiel mehr Aktivitäten wo das Kennenlernen im
Vordergrund steht und nicht das Feiern an sich. Ich muss jedoch auch erwähnen,
dass ich nach kurzer Zeit schon eine sehr enge Freundesgruppe für mich
gefunden habe, wofür ich unglaublich dankbar bin. Somit war das Bedürfnis
nach Feiern in einer großen Gruppe nicht mehr relevant für mich. Diese
Freundesgruppe hat sich hauptsächlich aus Italienern und Deutschen ergeben
aber auch aus einer Spanierin und einer Brasilianerin. Hierbei möchte ich
erwähnen, dass ich definitiv Freunde fürs Leben gefunden habe, denn durch sie
erlangte ich ein Heimatgefühl in einer fremden Stadt.
Huelva ist ein ausgezeichneter Ausgangspunkt zum Reisen. Denn viele schöne
Städte Andalusiens wie Cordoba, Ronda, Sevilla und Granada sind einfach von
dort aus zu erreichen. Was mir dabei besonders gefallen hat, war auch die Nähe
zu Portugal, mit nur einer Stunde Fahrtzeit, war man an der wunderschönen
Algarve. Hier ereignete sich für mich ein besonderes Highlight meines
Auslandsemesters. Mit einer Gruppe von 4 anderen Erasmus Studenten bin ich
einen bekannten Wanderweg (Fisherman Trail) an der portugiesischen Küste
entlanggewandert. Innerhalb von 4 Tagen erlebte ich eine traumhafte Natur und
bekam die Möglichkeit auch Portugal ein Stückchen näher kennenzulernen.
Falls man die Option nutzen möchte, Europa zu verlassen, dann werden auch
Reisen nach Marokko von Huelva aus angeboten. Zudem fühlt sich ein
Wintersemester in Huelva so an, als würdest du deinen eigenen Sommer
verlängern. Im September und Oktober herrschten perfekte Wetterverhältnisse, um
die Zeit am Strand zu verbringen. Wobei ich jedoch auch erwähnen muss,
dass die Wintermonate vor allem in den Häusern sehr kalt sein können, also
definitiv auch warme Kleidung einpacken.

Am Ende meines Auslandsemesters habe ich ein Praktikum an der Schule
“Montessori Huelva” absolviert. Dies war eine sehr interessante und
überraschende Erfahrung für mich, denn mir war der große Unterschied in den
beiden Schulsystemen, von zuhause und dort nicht bewusst. Hierbei muss ich
leider erwähnen, dass ich zunehmend negative Erfahrungen in Bezug auf die
Gestaltung des Unterrichts in dieser Schule erfahren habe. Es herrschte sehr
viel Frontalunterricht, keine Differenzierung, kaum Ressourcen in Bezug auf
Lehrmaterial und Lernumgebung und wenig Engagement und Kreativität von
Seiten der Lehrpersonen. Dennoch bin ich durch dieses Praktikum zu sehr
wertvollen Erkenntnissen gekommen und weiß nun die finanziellen Ressourcen
des österreichischen Schulsystems sehr zu schätzen. Zudem konnte ich sehr
schöne Begegnungen mit den Schülern und Schülerinnen erfahren und das
obwohl der Sprachbarriere.

Auch wenn ich so manche Aspekte in meinen Auslandsemsester mir vielleicht anders gewünscht hätte, wie zum Beispiel der Spanisch Unterricht oder die Erfahrungen in meinem Praktikum, bin ich unglaublich dankbar es genau dort gemacht zu haben. Ich habe so viele wertvolle Freundschaften und
Bekanntschaften aus aller Welt geschlossen und würde es niemals in Frage
stellen oder anzweifeln genau diese Wahl mit Huelva getroffen zu haben. Ich
habe mich in vielerlei Hinsicht besser kennengelernt, ich bin offener und
reflektierter geworden, was sich auf unterschiedliche Meinungen bezieht.
Dennoch habe ich auch gelernt meine eigenen Meinungen zu verteidigen und
diese auch zu akzeptieren. Zudem bin ich viel selbstständiger geworden, ich
habe kennengelernt, wie es ist in einer großen Wohngemeinschaft zu leben und
dass es wichtig ist, aufeinander Rücksicht zu nehmen. Alles in allem kann ich
behaupten, dass ich mich durch dieses Auslandsemester in Huelva in vieler
Hinsicht positiv verändert habe, ich sehe vieles nun von anderen Perspektiven
und kann diese auch mehr schätzen. Ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung
und empfehle es jedem es selbst auszuprobieren und somit seinen Horizont zu
erweitern.

Text: Anna Mauerhofer

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